Die bittere Wahrheit über Zucker von Dr. Robert H. Lustig

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Die bittere Wahrheit über Zucker: Wie Übergewicht, Diabetes und andere chronische Krankheiten entstehen und wie wir sie besiegen können von Dr. Robert H. Lustig beschäftig sich, wie der Titel vermuten lässt, mit Ernährung, dem metabolischen Syndrom (Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Insulinresistenz/Diabetes mellitus Typ-2) und allem was dazu gehört.

Robert H. Lustig ist Professor, Wissenschaftler und Autor zahlreicher Publikationen, vor allem zu Fruktose und dem Zusammenhang zum metabolischen Syndrom.

Er hat aber auch lange als Kinderarzt gearbeitet und viele Kinder mit Adipositas behandelt. Es scheinen gerade diese erschütternden Krankheitsbiografien gewesen zu sein, die ihn zu seinem Kampf gegen den Zuckerkonsum und all seinen Profiteuren animiert haben.

Dr. Lustigs Präsentation "Sugar: The Bitter Truth" von 2009, ging seinerzeit auf YouTube viral und hat ihn und seine Positionen weltweit bekannt gemacht. Die Financial Times sieht ihn daher auch als den geistigen Vater der britischen Zuckersteuer.

Die bittere Wahrheit über Zucker (orig.: Fat Chance: The Hidden Truth About Sugar, Obesity and Disease) war sein erstes populärwissenschaftliches Werk.

Zum Inhalt der "Wahrheit über Zucker"

Eine Kalorie ist eben nicht eine Kalorie. Das ist die zentrale Aussage des Buches.

Dr. Lustig beginnt zunächst mit einer Beschreibung der Situation, also der massiven Zunahme des metabolischen Syndroms in allen Ländern, welche die westliche, industrielle Ernährungsweise angenommen haben.

Was dann folgt ist eine schrittweise Abrechnung mit der Idee, dass das metabolische Syndrom primär auf zu viele Kalorien zurückzuführen ist und damit der bewussten Entscheidung des Individuums zu viel zu essen.

Er bringt hier Statistiken ins Spiel, von der Zunahme von Übergewicht auch in Entwicklungsländern bis zu Fallbeispielen aus seiner Arzttätigkeit mit adipösen Kindern.

Er stellt die These auf, dass unser Umfeld, insbesondere die zur Verfügung stehende Nahrung aber auch der Stress, zum metabolischen Syndrom führen. Dieses wird mit verschiedensten Beispielen, Statistiken und Erklärungen unterfüttert.

Dazu nimmt der Autor sich die Zeit, die hormonellen Zusammenhänge (Leptin, Insulin etc.) in unserem Körper zu erläutern. Des Weiteren zeigt er die Wirkketten des Krankheitsbildes hin zu seinem "Hauptbösewicht", der Fruktose, auf.

Die Fruktose These lässt sich wie folgt zusammenfassen: Fruktose führt in der Leber zu einer Insulin Resistenz, dadurch wird mehr Insulin produziert, dadurch wird mehr Fett eingelagert und mehr Hunger entsteht, da das Leptin vom Insulin geblockt wird. Es werden aber auch die Gegenmittel, also vor allem Ballaststoffe, um die Fruktose Aufnahme zu verlangsamen und Bewegung, um sie zu verbrennen erläutert.

Zum Ende wird es immer politischer, von fehlgeleiteter Forschung, zur Agrarpolitik, bis zu den schädlichen Einflüssen der Nahrungsmittelindustrie. Zur besonderen Problematik für arme Länder bzw. den amen Bevölkerungsschichten in den reichen Ländern geht er mehrfach ein.

Im letzten Kapitel wird es eine recht amerikanische Debatte, also der Frage, ob der Staat überhaupt eingreifen sollte ("nanny state"), oder ob man überspitzt formuliert, freien Bürgern nicht das Recht lassen muss, sich in den Tod zu futtern. Da geht der Autor nicht mit. Er sieht dringenden Handlungsbedarf in der Gesetzgebung.

Mein Fazit

Ich sehe "Die bittere Wahrheit über Zucker" mit gemischten Gefühlen. Die Grundaussage zum Industriezucker und zu industriell verarbeiteten Lebensmitteln teile ich.

Er schießt aber über das Ziel hinaus, indem er die Verantwortung des Individuums für die eigene Ernährungsweise bzw. der von Eltern für ihre Kinder zu stark relativiert und eine Fremdsteuerung durch Politik und Nahrungsmittelindustrie übergewichtet.

Alles in allem trotzdem ein großartiges Buch mit einem leicht überspitzten, aber wichtigen Beitrag zur Ernährungsdebatte. Ich habe das Buch in der deutschen Übersetzung gelesen, welche ich empfehlen kann.

Zum Schluss noch eine Video Empfehlung mit einem Interview des Autors: