Geldanlage im Jahr 2020

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Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Geld-/Vermögens-/Anlage- oder Steuer-Beratung dar, sondern dient lediglich informativen Zwecken.

Davon unabhängig schicke ich voraus, dass ich hier ausschließlich über persönliche Anlageentscheidungen von mir und meiner Frau schreibe. Geldanlage ist immer individuell und ein stückweit auch immer historisch gewachsen.

Auch kann ich zu meinem eigenen Portfolio sagen, dass ich, wenn ich heute neu anfangen sollte, Vieles anderes machen würde. Nicht weil seinerzeit alles falsch gewesen ist, sondern weil sich die Welt seit Abschluss meines ältesten Vertrages (das ist über 20 Jahre her) stark gewandelt hat.

Ich will darüber schreiben, in was meine Frau und ich unsere Ersparnisse angelegt haben und warum. Das dient, wie die meisten meiner Artikel dazu, meine eigenen Gedanken zu ordnen, und wer weiß, vielleicht kann das ein oder andere Argument auch dem geneigten Leser als Gedankenanregung dienen.

Einleitung

Unser Vermögen besteht im Grunde aus vier Kategorien: Unser selbst genutztes Wohneigentum, unsere Altersvorsorge, Aktien und freie Mittel, sowie soziale Geldanlagen.

Vorneweg sei gesagt, dass viele meiner Anlageentscheidungen vor allem von steuerlichen und rechtlichen Aspekten geprägt waren. Das ist leider so und ich halte die zahllosen staatlichen Gängelungen auch für einen der Hauptgründe, warum die Deutschen zwar gute Sparer, aber vergleichsweise trotzdem nicht besonders vermögend sind.

Es handelt sich hier um eine Gemengelage aus:

  • Der Staat weiß sowieso besser als die Bürger, wie man "richtig" zu sparen hat.
  • Die meisten Meinungsmacher mögen Menschen, die Vermögen bilden, aber keine Vermögenden.
  • Die Politik hat ein Eigeninteresse: Die Sparer sollen die ausufernden Staatsschulden möglichst billig finanzieren.
  • Es gibt in großen Teilen der Politik und Presse eine Abneigung gegen den Kapitalismus.
  • Leider hängen an der Finanzbranche viele Arbeitsplätze und Lobbygelder, weshalb ihre Interessen, über die der Sparer gestellt werden.

Im Ergebnis geht sehr viel Sparvermögen in Anlagevehikel, mit hohen Gebühren, viel Risiko und wenig Ertrag.

Kurz gesagt, wir bräuchten keinen Wust aus steuerfreien Kapitallebens- oder Rentenversicherungen (bis 2005), kein Riester, kein Rürup, keine betriebliche Altersvorsorge, keine Bausparförderung, keine Vermögenswirksamen Leistungen, keine Wohnungsbauprämie und auch keine Wiedereinführung der Spekulationsfristen bei Wertpapieren, wie zuletzt wieder aus Teilen der Union gefordert.

Ein großzügiger Freibetrag bei der Kapitalertragssteuer ist eigentlich ausreichend und dann entscheidet der Bürger, wie er sein Geld anlegt. Von mir aus noch EIN Vehikel für die nachgelagerte Besteuerung, aber das weniger kompliziert, flexibler und damit attraktiver.

Aber genug der Politik, kommen wir zur Übersicht. Zunächst eine Erläuterung der Anlageformen, die wir nutzen. Abschließend noch, wie wir zwischen diesen Formen in unseren Sparbemühungen priorisieren.

Selbst genutztes Wohneigentum

Viel ist schon über selbst genutztes Wohneigentum als Geldanlage oder Altersvorsorge geschrieben worden. Finanziell ist der Hauptvorteil tatsächlich ein steuerlicher. Wertsteigerungen einer selbst genutzten Immobilie sind steuerfrei.

Der Abtrag eines Darlehens ebenfalls. Was ich damit meine ist, dass auf jeden Euro, den ich zur Tilgung meines Immobilienkredites verwende, um damit Zinsen zu sparen, keinerlei Kapitalertragssteuern fällig werden.

Nehmen wir als fiktives Beispiel: Ich lege 100 Euro zu 5% am Kapitalmarkt an und belasse einen Immobilienkredit von 100 Euro zu 4%. Ich gehe also davon aus, dass ich am Kapitalmarkt mehr verdienen kann, als ich an Zinsen zahle. Das ist aber vor Steuern, wenn ich von den 5% etwa ein Drittel abziehe (Abgeltungssteuer, Kirchsteuer, Soli), liege ich unter den 4% des Kredites.

Das beutet, ich habe immer den steuerlichen Nachteil, unabhängig davon, wieviel ich am Kapitalmarkt verdienen kann bzw. wie viel ich für ein Wohndarlehen oder Miete zahle.

Bei uns ist es so, dass wir 2011 das letzte Mal finanziert haben, damals zu knapp über 4%. Das macht den Abtrag für uns sehr attraktiv, da ich nicht glaube, dass die 6%, die ich brutto verdienen müsste, momentan für mich am Kapitalmarkt zu holen sind.

Würde ich zu den heute eher üblichen 1.5% finanzieren können, wäre die Entscheidung wohl eine andere.

Altersvorsorge

Als Altersvorsorge bezeichne ich alles, auf das ich aus vertraglichen bzw. rechtlichen Gründen erst ab einem bestimmten Alter zugreifen kann.

Das heißt es verdienen hier vor allem Versicherungsberater und Finanzkonzerne an Gebühren und viele Beamte sind auch zu beschäftigen. Die Rendite ist entsprechend unterdurchschnittlich, da viel durch die Kosten aufgefressen wird.

Für mich als Sparer ist es durch die Steuervorteile unterm Strich dennoch interessant.

Versicherungen

Diese sind die klassischen kapitalgedeckten Lebens- und Rentenversicherungen. Alle unsere Verträge wurden vor 2005 abgeschlossen, die Erträge sind also steuerfrei und sind zwischen 3 und 4% verzinst.

Die Verwaltungskosten und Beratergebühren sind bei Versicherungen so hoch und so schwer zu entschlüsseln, dass ich nicht genau sagen kann, ab welchem Zins das überhaupt Sinn machen würde. Wir haben nach 2005 nie wieder so einen Vertrag abgeschlossen. Selbst den 4% Vertrag würde ich ohne den Steuervorteil nicht nochmal unterschreiben.

Ein gutes Beispiel für eine Anlageklasse, die damals wahrscheinlich Sinn gemacht hat, heute aber vollkommen aus der Zeit gefallen wirkt. Zu hohe Gebühren, zu unflexibel, zu schlechte Rendite und auch ziemlich riskant. Die Einlagen sind anders als z.B. bei Fonds kein Sondervermögen. Kommt die Versicherung ins Straucheln, kann es teuer werden.

Rieser und Rürup Verträge

Hier ist zunächst wichtig zu verstehen, dass diese beiden Vertragsarten auch wieder nur Steuervehikel sind. Es geht um die nachgelagerte Besteuerung, das heißt die Beiträge heute werden vom zu versteuernden Einkommen abgezogen und stattdessen zum Auszahlungszeitpunkt versteuert. Ob sich diese Verträge lohnen, hängt also stark davon ab, wie wir unsere Steuerlast im Alter einschätzen: Werden meine individuellen Steuersätze dann höher oder geringer ausfallen?

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass man in der Rente weniger Einkommen haben wird, also individuell wohl weniger zu versteuern hat und damit möglicherweise einen niedrigeren Steuersatz. Auf der anderen Seite, dank der kalten Progression, also den automatischen Steuererhöhungen, die unsere Politikerkaste so sehr liebt, kann grundsätzlich mit höheren Steuersätzen auf inflationsbereinigt gleichem Einkommen gerechnet werden.

Beides ist aber reine Spekulation, da wir nicht wissen können, wie es in Zukunft aussehen wird. Weder wissen wir, ob das System so bleibt, noch wie sich die beiden Faktoren gegenseitig aufheben werden. Es gehört also immer ein bisschen Gottvertrauen dazu, dass Staat und Politik einen nicht über den Tisch ziehen, wie zum Beispiel bei der bAv geschehen. Dazu aber später mehr.

Ich persönlich gehe davon aus, dass ich im Alter sehr viel weniger Geld haben werde als heute. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass ich nicht bis 67 mein aktuelles Einkommen halten werde. Dadurch sehe ich genug "Sicherheitsabstand", um die zahllosen Nachteile von Riester und Rürup überlagern.

Das sind im Grunde dieselben, wie bei allen Finanzvehikeln, in denen der Staat seine Finger drin hat (siehe oben), also hohe Verwaltungskosten und geringe Flexibilität. Immerhin werden bei Riester die Verwaltungskosten durch die staatlichen Zulagen kompensiert. Anders als oft vermutet, können Riester und Rürup kombiniert werden.

Meine Frau und ich haben beide jeweils einen Riester und einen Rürup Vertrag. Riester kann nur sehr gering bespart werden. Rürup hingegen so lange, bis die maximale Basisversorgung in der Steuererklärung erreicht ist. 2020 liegt der Höchstbetrag bei 25.046 Euro (50.092 Euro für Verheiratete). Davon werden Riester und die Rentenbeiträge abgezogen (für Beamte werden diese virtuell gerechnet). Der Rest kann mit Rürup "aufgefüllt" werden.

Das ist eine sehr hohe Summe und dürfte für die Wenigsten voll auszuschöpfen sein. Wie bereits erwähnt, hängt für mich die Entscheidung davon ab, wo ich heute im Steuersatz liege und wo ich denke, in der Rente zu liegen. Für Gutverdiener ist auch die neue Soli-Regelung ab 2021 zu betrachten.

Stand heute haben wir einen Renten- und einen Bauspar-Riester und beide einen Rürup Vertrag auf Aktienfonds (ETF) Basis. Die Rürup Verträge haben einen sehr kleinen, festen, monatliche Beitrag. Darüber hinaus können wir flexibel, je nach steuerlicher Situation und verfügbarem Kapital in die Verträge einzahlen.

Das klingt kompliziert und ist es auch! Ich sitze jeden Dezember mit einem Excel-Sheet da und rechne. Ich hoffe es klang durch, dass ich von dem ganzen Käse nicht viel halte, aber was soll man machen.

Heute würde ich die Riesterverträge auch auf Aktienfonds Basis machen. Möglicherweise wechseln wir hier noch mal.

Betriebliche Altersvorsorge (bAv)

Die bAv ist auch so ein Steuervehikel, da sie vom Bruttogehalt (Entgeltumwandlung) abgezogen wird. Leider ist die bAV auch das komplizierteste Verfahren, es gibt allein fünf verschiede sogenannte Durchführungswege.

Ich lasse ein Teil meines Bruttogehalts in die bAv einzahlen/umwandeln und mein Arbeitgeber gibt auch noch was dazu.

Genau wie bei Rürup und Riester gilt hier wieder die nachgelagerte Besteuerung. Interessant ist jedoch, dass es nicht in der Steuererklärung auftaucht, also auch in den bei Rürup erwähnten Maximalbeträgen nicht berücksichtigt wird.

Man kann nachgelagerte Besteuerung also sehr weit treiben, vor allem da die Arbeitnehmer-bAV-Beiträge steuerlich nicht gedeckelt sind. Ein Umstand, der aus Quellen im Internet meist nicht klar herauszulesen ist, da es eine Deckelung bei der Befreiung der Sozialbeiträge gibt und das wird oft nicht sauber getrennt. Warum hier keine Deckelung, bei Rürup und Riester hingegen ja, ist zugegebenermaßen auch schwer nachzuvollziehen.

Wichtig ist auch zu wissen, dass aus ebenso kaum verständlichen Gründen auf die bAv (anders als Rürup/Riester) bei Auszahlung nicht nur Steuern, sondern auch die vollen (Arbeitgeber UND Arbeitnehmer) gesetzlichen Krankenversicherungsbeiträge fällig werden.

Schlimmstenfalls könnte das bedeuten, dass man für Geld, das über dem Beitragsbemessungssatz für die GKV liegt (also Geld das eigentlich beitragsfrei wäre), dann im Alter aber GKV draufzahlen müsste und das sogar doppelt.

Das wurde nach Einführung der bAv entschieden, kommt also defacto einer massiven nachträglichen Zwangsenteignung gleich und hat schon viele Rentner kalt erwischt.

Man kann lange darüber streiten, was die Politik da geritten hat, aber in Summe bedeutet das für mich: Hat man wenig, macht GKV und bAV Sinn, hat man viel macht PKV und damit auch bAv wieder Sinn. Ist man in der Mitte, ist man am stärksten belastet. Ich werde das nie verstehen.

In Summe ist die bAv also für mich nicht nur eine Wette auf die Steuerbelastung im Alter (analog Rürup), sondern gegebenenfalls auch, ob man dann in der PKV ist oder nicht.

Aktien und freie Mittel

Jetzt kommt das echte Sparen, ohne dass der Staat uns hier zu einem bürokratischen, überteuerten Monster zwingt. Für mich persönlich ist dieses Vehikel vor allem Aktienvermögen.

Geld lassen wir eigentlich nur dann auf einem Konto, wenn wir konkrete Anschaffungen planen bzw. ein Betrag angespart werden muss (z.B. für unsere jährliche Immobilienkredit-Sondertilgung). Dazu, gibt es noch einen kleinen Notgroschen.

Alles andere geht in Aktien, wobei mein Arbeitgeber ein Mitarbeiteraktienprogramm hat, wo ich eine bestimmte Menge Aktien mit einem kleinen Rabatt erwerben kann.

Den Rest lege ich selbst an. Die meisten Finanzberater raten hier zu Aktienfonds, am besten als Index Exchange-Traded-Fonds (ETF). Da spricht nichts dagegen, gerade wenn man sich nicht gut auskennt.

Ich betreibe lieber Einzelaktienauswahl. Zum einen ist das Risiko überschaubar, da unser meistes Geld eh in den ganzen anderen Sachen von oben steckt. Zum anderen sind reine Aktien für mich auch ein weg, um am Kapitalmarkt aktiv teilzuhaben.

Dass die deutschen keine Aktionäre sind, hat aus meiner Sicht auch zu dieser Entfremdung vom Kapitalismus geführt und zu dem Mangel an Wissen in Bevölkerung, Politik und öffentlichem Diskurs. Es ist schon erschreckend, wie sehr die Deutschen sich von dem Entfremden, das unseren Wohlstand so lange so erfolgreich gesichert hat: Der Sozialen Marktwirtschaft

Ich bin überzeugter und begeisterter Kapitalist und wenn mir ein (zugegeben winziger) Teil eines Unternehmens gehört, fühle ich mich zugehörig, anteilhabend und ich lerne viel dabei.

Soziale Geldanlagen

Ok, manchmal müssen es einfach Spenden sein. Wenn ein Kind durch einen Krieg seine Eltern verloren hat, dann kann eine spendenfinanzierte Hilfsorganisation am besten helfen. Darum spenden wir auch. Grundsätzlich bin ich aber Kapitalist und meine Frau und ich glauben, dass man Menschen vor allem helfen sollte, sich selbst zu helfen.

Wir investieren dazu in Oiko Credit, was am Ende soziale Mikrokredite sind, für die unterprivilegierten Teile unsere Erde. Ich sehe das mental eher als Spende, habe also nicht vor dieses Geld zurück zu holen, aber technisch gesehen sind es Investitionen.

Anders als bei Spenden wird hier nachhaltig etwas aufgebaut. Einem Bauer, der mit den Krediten einen Hof aufbaut, helfen wir dadurch besser, als ihn kostenlos mit unserer landwirtschaftlichen Überproduktion zu überschütten, was seine wirtschaftliche Grundlage zerstört. Selbst der fleißigste Landwirt kann nicht mit "Geschenken" aus dem Westen konkurrieren.

Wir haben kürzlich auch einen Anteil an Bioboden gezeichnet. Mit dem Geld werden Flächen in Deutschland für den ökologischen Landbau gesichert. Ich finde die Idee gut, sehe das aber eher als Experiment zum jetzigen Zeitpunkt. Ich denke in 2-3 Jahren werden wir entscheiden, ob wir das Ausbauen.

Prioritäten in 2020

Das war jetzt eine lange Liste und die entscheidende Frage ist: Wie entscheiden wieviel von dem was wir über haben wohin geht? Ich habe dazu eine Prioritäten Liste:

  1. Vertraglichen Verpflichtungen nachkommen: Versicherungen, Riester, Rürup Mindestbeitrag, bAv Arbeitnehmer Entgeltumwandlung, Annuitäten der Wohnungsfinanzierung.
  2. Lege einen Notgroschen an, falls noch nicht erfolgt.
  3. Nutze Sondertilgungen der Wohnungsfinanzierung soweit möglich aus.
  4. Nutze den maximalen Beitrag für Mitarbeiteraktien aus.
  5. Lege den vorgenommenen Beitrag in sozialen Geldanlagen an.
  6. Zahle in Rürup Verträge soweit ein, wie es steuerlich Sinn macht.
  7. Was übrig ist lege frei in Aktien(fonds) an.

Wie man sich denken kann kommt bei 7. eher wenig an, tatsächlich ist was wir da heute haben ein Überbleibsel aus einer Zeit ohne Rürup Vertrag und Mitarbeiteraktienprogram. Wie man auch erkennen kann, ist nur 1. unflexibel. Ich versuche da immer ein Auge drauf zu haben, dass das nicht außer Kontrolle gerät. Immerhin sollte man Verträge auch in schlechteren Zeiten noch gut bedienen können.

Was sind meine Überlegungen für die Zukunft? Wie angedeutet könnte es sein, dass wir auf einen Aktien Riestervertrag umstellen. Auch bin ich immer auf der Suche nach interessanten sozialen Geldanlagen. Ich experimentiere auch mit P2P Krediten, allerdings bin ich von dem Konzept noch nicht ganz überzeugt. Anders als bei den Sozialen Geldanlagen gehen da auch Gelder in sinnlose, teure Konsumentenkredite, was ich eigentlich nicht unterstützen möchte.